Noch mehr Wissenswertes über den Kellerberg
Unser Hausbaum
War die Eiche bei den Germanen ihrem Gott Thor gewidmet, so änderte sich das mit Christianisierung der Franken durch König Chlodwig I. Und kein geringerer als Bonifatius war es, der im Jahre 723 sämtliche Eichen von fränkischen Soldaten fällen ließ, um auch den letzten Zweiflern zu beweisen, dass er Thor entmachtet hatte.
Trotzdem existieren noch einige schöne Exemplare, die bis zu 1000 Jahre alt werden können. Und wo steht die schönste – richtig, in Höchstadt auf dem Kellerberg. Dort thront unser Hausbaum schon seit über 400 Jahren und beschützt den Petersbecks-Keller und den gesamten Kellerberg.
Unser Bäumchen hat einen Stammumfang von 7,30 Meter und reckt sich ca. 25 Meter in den Höchstadter Himmel. Im Landratsamt Erlangen-Höchstadt wird der Baum als Stiel- oder Sommereiche unter der Nr. 2692 registriert.
Standort: GPS x4414040 y5509011.
Mögen er und der Verein noch die restlichen 600 Jahre leben und gedeihen.
Brautradition und Bierkultur
Der Höchstadter Kellerberg, ein unter Denkmalschutz stehendes unterirdisches Labyrinth von Stollen, Gängen und Lagerkellern, ist untrennbar mit der Bier- und Braukultur von Höchstadt verbunden. Schon im Jahre 1410 wurde den Höchstadter Bürgern vom Bamberger Bischof erstmals die Befugnis erteilt, Bier zu brauen, zu verkaufen und auszuschenken.
Nach dem sogenannten „Altbraurecht“ durfte Bier nur aus selbst angebauter Gerste zwischen dem 29. September (Michael) und dem 23. April (Georg) gebraut werden, sofern eine geeignete Lagermöglichkeit (im Felsenkeller) bestand. Denn bei der Bierherstellung stellt die kühle Lagerung einen ganz entscheidenden Faktor dar. Damit boten sich die kühlen Keller im Norden der Stadt als idealer Ort für den Haustrunk geradezu an.
In einem Dekret des Bamberger Bischofs, Johann Philipp von Gebsattel, forderte er 1604 die Höchstadter Bürger auf ein „Communbrauhaus“ zu errichten, um die Feuergefahr in den Bürgerhäusern, die ja auch Braustätten waren, zu bannen.
Fortan durfte nur noch in diesem Brauhaus gebraut werden. Die Bürger holten dort ihr Bier ab und brachten es zum Lagern und Reifen in die Sandsteinkeller, die sie in mühevoller Handarbeit in den Fels gehauen hatten.
Die Entstehung der Anlage
Der genaue Beginn der Kellergrabungen in Höchstadt ist nicht überliefert. Allerdings wurden bereits 1698 in einer Urkunde zwölf Kellerbesitzer erwähnt. Eine Visitation der Anlage im August 1752 ergab, dass schon 44 Felsenkeller vorhanden waren. Diese lagen unter großen Laubbäumen, welche im Zuge der ersten Kellergrabungen angepflanzt wurden. Sie dienen auch heute noch der Beschattung der Keller.
Die Höchstadter Kelleranlage im Norden der Stadt hat insgesamt 26 Eingänge. Über Treppen, den sogenannten Kellerhälsen, gelangt man hinab in sich verzweigende Stollen und Gänge. Teilweise ist die Kelleranlage mehrstöckig aufgebaut und weitverzweigt. Alle heute noch zugänglichen Keller zusammengenommen sind über 2000 m lang. Früher sollen sie fast doppelt so lang gewesen sein.
Die meisten Keller wurden von den ortsansässigen Hausbrauern angelegt. Ein kleiner Teil der Keller wurde von den hiesigen Brauereien in den Fels gehauen.
Die Geschichte vom Bier
Bier ist für viele moderne Menschen der Inbegriff von Geselligkeit und Genuss. Die wenigsten wissen dabei, dass sie mit dem Bierglas auch ein Stück Kulturgeschichte in der Hand halten. Die Anfänge des Bieres lassen sich bis in die Zeit um 6000 vor Christus zurückverfolgen. Damals lebten die Sumerer in dem Gebiet zwischen Euphrat und Tigris. Ihre Bilder und Keilschriften haben sich bis heute erhalten und künden von der Sitte, aus vergorenem Brotteig ein Getränk herzustellen, das wir mit hoher Wahrscheinlichkeit als Vorfahren unseres Bieres bezeichnen können. In der Zeit um 3000 vor Christus gab es schon so etwas wie eine – sehr bescheidene – Sortenvielfalt: Immerhin vier verschiedene Biere wurden in diese Zeit angeboten.
Um 2000 vor Christus entstand in Babylonien eines der ältesten Werke der Weltliteratur: das Epos um den sagenhaften König Gilgamesch. In einer Geschichte des Epos lernt Enkidu, ein noch sehr tierähnlicher Urmensch, was den Menschen ausmacht: „Iss nun das Brot, o Endiku, denn das gehört zum Leben, trink auch vom Bier, wie es des Landes Brauch!“ Nach weiteren sieben Bechern, Waschungen und Salbungen war Endiku, so das Gilgamesch-Epos, „einem Menschenwesen gleich“.
Auch bei den alten Ägyptern wurde bereits Jahrhunderte vor Christi Geburt Bier gebraut. Das bezeugen Wandmalereien und Figuren, die in Königsgräbern gefunden wurden. Auf der anderen Seite des Mittelmeeres, bei den Griechen und Römern scheint Bier keine besondere Rolle gespielt zu haben. Hier dominierte der Wein.
Bei den Germanen war dagegen war Bier das Lieblingsgetränk. Den ältesten Nachweis dafür, dass Bier auf deutschem Boden gebraut wurde, liefern Bieramphoren aus der Zeit von 800 v. Chr., die in der Gegend von Kulmbach gefunden wurden. Das Brauen war dabei, genau wie das Brotbacken, eine Aufgabe der Frauen.
Aber das Bier von früher muss pappig und süßlich geschmeckt haben, denn Hopfen wurde damals noch nicht verwendet. Nach den Quellen begannen die Brauer im 8. Jahrhundert, dem Sud Hopfen beizugeben. Er verlieh dem Bier nicht nur den fein-herben Geschmack, den wir heute kennen, sondern machte es als natürliches Konservierungsmittel auch besser haltbar.
Blühendes Handwerk im Mittelalter
Ab dem frühen Mittelalter nahmen sich besonders die Klöster der Kunst des Bierbrauens an. Das erste Kloster, in dem Bier gebraut wurde, war nach einer Chronik aus dem Jahr 820 n. Chr. das von St. Gallen in der heutigen Schweiz. Die Mönche erlernten früh die Kunst, ein nahrhaftes, wohlschmeckendes Getränk zu brauen, das ihre kargen Mahlzeiten bereicherte. Besonders wichtig war dies in der Fastenzeit, wenn der Gürtel noch enger geschnallt werden musste. Dann war ein starkes Bier der willkommene Ausgleich, denn „was flüssig ist, bricht kein Fasten“. Die Tradition der Starkbiere, deren Saison am Anfang des Frühjahrs beginnt, hat sich bis heute vor allem in Bayern erhalten.
Die Klöster machten den weltlichen Braustätten in früheren Jahrhunderten durch den Verkauf ihrer Biere heftige Konkurrenz. Schon Anfang des 15. Jahrhunderts wurde deshalb ein Verbot zum öffentlichen Verkauf von Klosterbier erlassen. Viel genützt hat es nicht. Erst als im Zuge der Französischen Revolution auch in Deutschland die Klöster säkularisiert wurden, war Anfang des 19. Jahrhunderts das Schicksal der meisten Klosterbrauereien besiegelt. Doch noch heute gibt es elf Klöster, in denen Bier gebraut wird. Zu den bekanntesten zählen Andechs und Ettal in Bayern.
Mit dem Aufblühen der deutschen Städte entwickelte sich auch auf weltlicher Ebene das Braugewerbe zu einem angesehenen Wirtschaftszweig. Erster und ältester Brauhandelsplatz großen Stils war Bremen, das bereits um 1300 große Mengen Exportbier nach Holland, Flandern, England und Skandinavien lieferte. Hamburg galt als das „Brauhaus der Hanse“. Immerhin zählte die Stadt im 16. Jahrhundert 600 Brauereien, in denen die Hälfte aller Gewerbetreibenden tätig war. Brauereien waren zur damaligen Zeit oft die wichtigste Finanzquelle der städtischen Wirtschaft.
Der Weg zur modernen Brauwirtschaft
Im 19. Jahrhundert fielen die Schranken der Zünfte und Gilden, die Gewerbe-freiheit wurde propagiert. Es war eine Epoche des Aufbruchs. Als sich 1835 die erste Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth auf den Weg macht, hat sie als Fracht Bier geladen.
Der überall einsetzende technische Fortschritt nutzte auch den Brauern. Drei Namen sind mit dem technischen Entwicklung der Brauwirtschaft besonders eng verbunden: Louis Pasteur entdeckte die Mikroorganismen in der Hefe und ihre Rolle beim Braupozess. Emil Christian Hansen gelang es als erstem, eine einzelne Bierhefezelle zu isolieren. Und Carl von Linde erfand die Kältemaschine und schuf damit die Voraussetzung schuf, untergäriges Bier auch im Sommer zu brauen. Untergäriges Bier braucht mit Temperaturen zwischen 4 und 9°C beim Brauprozess eine entsprechende Kühlung, die früher nur durch Einlagerung von großen Eismengen möglich war. Deshalb wurden bis dahin überwiegend obergärige Biere gebraut.
Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Bedürfnisse derjenigen, die Bier brauen, ausschenken und trinken. So lösten Kegs in der Gastronomie die Holzfässer ab. Die Bierkästen sind heute meistens aus leichtem Kunststoff und nicht mehr aus Holz. Der Wunsch der Verbraucher, ihr Bier gepflegt zu Hause zu trinken, führte zur vermehrten Abfüllung des Bieres in Flaschen und Dosen und damit zur Entwicklung immer schnellerer Flaschenwasch-, Füll- und Etikettieranlagen. Prozesssteuerung und Computer hielten Einzug in die Brauereien. Neue Spezialitäten – wie alkoholfreies Bier oder Biermischgetränke – kommen modernen Trinkgewohnheiten entgegen und erfüllen die Ansprüche der Konsumenten von heute.
www.brauer-bund.de
Bier – Gipfel der Genüsse
Das Erstaunliche am Bier ist, dass es alle trinken. Sogar diejenigen, die nicht Bier trinken. Und dann trinken sie es doch, plötzlich, unvorbereitet. Dann, wenn unprogrammgemäßer Durst sie übermannt. Oder jähes Heimweh in südlichen Ländern. Dann ist Bier kein Genussmittel mehr, sondern Quell. Bei Durst aus dem Fass, bei Heimweh aus der Flasche. Alkohol kann zum Laster werden, aber irgendwann im Leben eines Menschen wird das Bier zum Bedürfnis.
Seine Häuser liefern es überall dorthin, wo man gerade noch ein Handtuch erwarten kann. Es dringt in alle Fugen der Geografie. Das kann nicht an der Reklame liegen, das muss eine biologische Ursache haben. Denn der menschliche Körper verlangt immer das, was er braucht. Und wenn er sich bei Durst nicht mit Wasser begnügt, sondern Bier verlangt, dann ist er offenbar klüger als sein Kopf, und war es schon in einer Zeit, als Weise und Gelehrte noch nicht wissen konnten, warum das Bier so wertvoll ist. Auf einer humanen Getränkekarte fehlt nie das Bier. Und wo es dennoch fehlen sollte, wird das Lokal verdächtig. Bier spült nicht nur die Seele, sondern auch den Körper! Der Unterschied zwischen Brot und Bier besteht nur darin, dass Bier fröhlicher macht und dass man es nicht kauen muss. Und dem Menschen ergeht es eingangs so wie ausgangs, das Flüssige ist ungeduldiger und schlimmer als der Hunger ist der Durst.
Aus: Alexander Spörl: „Bier ist ein Gebräu“
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