Trinkkultur rund ums Bier
Nach dem Anstoßen wird der volle Bierkrug erst wieder auf den Tisch abgesetzt, bevor daraus getrunken wird, so ist es in Bayern üblich.
Doch was bedeutet dieser Brauch?
In bayerischen Festzelten und Wirtschaften ist er überall zu sehen: Der Brauch, nach dem Anstoßen den Bierkrug erst kurz wieder auf den Tisch abzustellen, bevor daraus getrunken wird.
Aber warum gibt es diese Tradition?
Eine einzige allgemeingültige Erklärung für diesen Brauch gibt es laut Marc-Oliver Huhnholz vom deutschen Brauerbund nicht. „Um diesen Brauch, nach dem Anstoßen die Trinkgefäße abzusetzen, ranken sich unzählige Anekdoten.“ Eine mögliche Erklärung für das Absetzen nach dem Anstoßen: Menschen, die im Streit miteinander liegen und durch die gesellige Runde zum Anstoßen gezwungen werden, können hierdurch das Anstoßen nachträglich aufheben. Eine andere Erklärung lautet, dass durch das Absetzen auch allen anderen, weiter weg sitzenden Biertrinkern im Bierzelt oder in der Wirtschaft ein Gruß zugesandt wird….
Vielleicht hat das Absetzen aber auch einen ganz pragmatischen Ursprung: Die Biertrinker können durch das Absetzen Tropfen, die beim Anstoßen übergeschwappt sind, abschütteln oder am Bierdeckel abstreifen. Für Bierkrüge mit einem Zinndeckel braucht der Biertrinker das Absetzen, um seinen Krug zu öffnen. Laut Huhnholz vom deutschen Brauerbund ist aber auch eine Erklärung aus der Seefahrerei möglich: Denn durch das Absetzen des Bierkrugs gedenken die Seeleute ihren ertrunkenen Kameraden und lassen ihnen einen Gruß zukommen. Beim Absetzen kann man sich vergewissern, dass auch wirklich alle trinken
Andere Erklärungen, die Huhnholz nennt, sind mit einem Augenzwinkern zu betrachten: So biete das Absetzen schwachen Biertrinkern die Gelegenheit, den Arm kurz auszuruhen und Skeptikern die Möglichkeit, sich zu vergewissern, ob auch wirklich alle in der Runde trinken.
Das Anstoßen allgemein hat seinen Ursprung übrigens im Mittelalter. Dort wurden die Bierkrüge mit so großer Wucht aneinandergestoßen, dass das Bier von einem Krug in den anderen schwappte. Dadurch konnten sich alle Biertrinker sicher sein, dass keiner der Trinkgenossen vorhatte, einen anderen zu vergiften.
Brausilvester
Das Wirtschaftsjahr der Brauer endet traditionell am 30. September. Dieses vom Kalenderjahr abweichende Brauerjahr hat seinen Ursprung im Mittelalter. Denn über Jahrhunderte war in den Sommermonaten zwischen 23. April (Georgi) und 29. September (Michaeli) die Herstellung von Bier verboten. Die hohen Temperaturen hätten dem wärmeempfindlichen Bier zu stark zugesetzt und Kühlgeräte gab es damals noch nicht. Mit Beginn des Oktobers konnte dann die Bierproduktion mit neuen Rohstoffen der gerade abgeschlossenen Ernte (Hopfen und Getreide) wieder aufgenommen werden. Das Ende des Wirtschaftsjahres im September wurde zur Freude auf die neue Brausaison mit dem Brausilvester gefeiert.
Auch wechselten die Brauer traditionell zu diesem Zeitpunkt vom Sommer- zum Winterbier. Immer mehr Brauereigaststätten beleben diese alte Tradition wieder und laden Ende September zum Brauersilvester, um ein erfolgreiches Geschäftsjahr und die Vielfalt, Qualität und Reinheit der bayerischen Biere zu feiern. Noch heute dauert bei einigen der gut 1200 deutschen Brauereien das Geschäftsjahr vom 1. Oktober bis zum 30. September.
Stärkantrinken
Das Stärk’ antrinken ist ein alter Brauch zu Beginn des neuen Jahres. Er findet am Vorabend des 6. Januar statt, der bis 1691 den Beginn des neuen Jahres markierte. Früher feierte man an diesem Tag das Neujahresfest, deshalb heißt es in Franken heute noch Großneujahr, Hochneujahr oder „Öberschder“. Da der Franke an sich in seinen Traditionen verwurzelt ist und er gerne Bier trinkt, wappnet er sich gegen alles Unheil des neuen Jahres, indem man sich in geselliger Runde Kraft und Gesundheit, im Volksmund „Stärk“, antrinkt.
Damit die „Stärke“ auch ein ganzes Jahr vorhält, sollte er für jeden Monat des Jahres ein Seidla vom Bock trinken. Diese Gepflogenheit ist aus dem vorchristlichen Brauchtum der zwölf Raunächte entstanden, der Zeit „zwischen den Jahren“, in der Geister und Dämonen ihr Unwesen treiben. Durch Lärm, Ausräuchern und mit „Stärk“ sollten diese vertrieben werden. Verbreitet ist der Brauch vor allem in Oberfranken und den angrenzenden Regionen. Stärk’ oder „Stärke“ steht dabei für Kraft und Gesundheit.
. . . gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Im Laufe des Fernsehzeitalters verschwand er etwas, wird aber in den vergangenen Jahren wieder beliebter. Undatierte Quellen aus der Fränkischen Schweiz sagen: Menschen „tranken lustig drauflos und sangen ihre Lieder“. Männer billigten sogar, dass ihre Frauen sie begleiten durften. Früher tranken sich Männer und Frauen die Stärke auch zu Hause, vermehrt in den Nachmittagsstunden, und beim Abendessen an. Allen Hausbewohnern war es an diesem Tag erlaubt, zu trinken, sogar das Dienstpersonal war dabei. Ja, auch Kinder durften sich Stärke antrinken: in Form von Dessertwein. Das besagt eine undatierte Quelle aus dem nördlichen Franken.
Auch der Kellerbergverein in Höchstadt pflegt diesen Brauch am 06. Januar.
Prosit
. . . ist ein lateinischer Ausdruck, wörtlich übersetzt: „Es möge nützen“. Bei uns hat man sich an die eingedeutschte Kurzform „PROST“ gewöhnt. Es handelt sich dabei um einen Trinkspruch, also einen Zuruf beim Trinken eines alkoholischen Getränks bzw. beim Anstoßen auf das Wohl meist einer Person oder auch einer Gruppe von Personen.
Der Ausdruck stammt ursprünglich aus der Studentensprache zu Beginn des 18. Jahrhunderts und hat von dort Eingang in die Allgemeinsprache gefunden. Für eine feierliche Form in Verbindung mit einer kurzen Ansprache wird auch das englische Wort Toast verwendet. Im Deutschen wird es mitunter auch so benutzt, wenn dem Gegenüber bei Erheben des Glases „Wohlsein“ oder „zum Wohle“ gewünscht wird. Auch in anderen Ländern wünscht man sich Gesundheit, gutes Bekommen etc. Unterstützt wird dieses Ritual, durch das Anstoßen, das einem ähnlichen Zwecke dient.
Stammtisch
Nichts ist in Deutschland so umstritten wie diese Institution, einem der wenigen erhalten gebliebenen Plätze in unserer modernen Medienzeit, wo wirklich noch echte Kommunikation stattfindet. Er gilt als Inkarnation spießbürgerlichen Biedersinns, als Hort der Ewiggestrigen – doch aus allen Richtungen schallt zurzeit die frohe Kunde, über die Stammtische der Nation wehe der Wind der Veränderung. Ein spannender Wandel, der das Überleben der bierseligen Institution sichern kann. Das ist auf dem Petersbecks-Keller in Höchstadt nicht anders als in anderen Städten und Dörfern unserer gesamten Republik. Denn auch hier am Stammtisch sitzt man gemeinsam zusammen, redet, diskutiert, politisiert, spielt Karten oder trinkt nur einfach so ein Bier in Gesellschaft. Der kühle Gerstensaft ist das verbindende Element, das Männer und Frauen, Bürger und Bürokraten, Alte und Junge, Arme und Reiche zusammenführt.
Biergarten
Als Biergarten bezeichnet man einen besonderen Typ einer Gartenwirtschaft. Der Ursprung dieser Einrichtungen (im klassischen Sinne) ist in Bayern zu finden. Häufig wird der Begriff „Biergarten“ auch generell für gastronomische Einrichtungen im Freien verwendet. Eine veraltete, in Franken jedoch auch heute noch übliche Bezeichnung für Biergarten ist Bierkeller, bzw. „auf dem Bierkeller“. Dies wird auch durch die Namen vieler Biergärten deutlich, wie zum Beispiel Hofbräukeller, Löwenbräukeller oder Augustinerkeller. Charakteristisch für einen traditionellen bayrischen Biergarten ist der Ausschank von Bier sowie das Recht des Gastes, auch selbst mitgebrachte Speisen verzehren zu dürfen, wenn er auf das angebotene Essen verzichten will. Weiterhin sind Bäume und Holzbestuhlung Kennzeichen eines Biergartens, idealerweise gehören auch eine Kiesfläche und Bänke dazu.
Biergärten entstanden in Bayern im 19. Jahrhundert in München, als vorwiegend untergäriges Bier getrunken wurde. Dieses konnte nur in den kalten Monaten hergestellt werden, da die Gärung bei Temperaturen zwischen vier und acht Grad erfolgen musste. Ein entsprechendes Dekret von König Ludwig I. regelte die Brauzeiten. Damit auch im Sommer dieses Bier ausgeschenkt werden konnte, legten größere Münchner Bierbrauer in den Flusshängen der Isar tiefe Bierkeller an, in denen man mittels im Winter eingebrachtem Eis in der Lage war, das gebraute Bier entsprechend ganzjährig kühl zu halten. Um die Durchschnittstemperatur des Lagers weiter zu senken, wurden Kastanien gepflanzt, die mit ihrem dichten Blätterwerk im Sommer guten Schatten boten und auf dem Boden des Hangs Kies gestreut. Allgemein wird angenommen, dass die Leute einen großen Maßkrug mitbrachten, um das gekaufte Bier mit nach Hause zu nehmen. In den heißen Sommermonaten wurde das Bier jedoch oft bereits direkt vor Ort getrunken. Von diesen Kellerbiergärten sind heute der Paulaner am Nockherberg sowie der Hofbräukeller erhalten. Der nächste Schritt erfolgte bald und neben der reinen Lagerung wurden die Bierkeller bald auch für den Ausschank genutzt, indem man einfache Bänke und Tische unter die Bäume stellte. Dies führte dazu, dass diese Plätze bald ein beliebtes Ausflugsziel der Münchner wurden, sehr zum Verdruss der kleineren, in München verbliebenen Bierbrauer. Um der zunehmenden Abwanderung von Gästen entgegenzuwirken, traten diese an Ludwig I heran, der verfügte, dass die um München herumliegenden Bierkeller zwar weiterhin den Ausschank betreiben, dort jedoch keine Mahlzeiten servieren durften. Jeder, der dort essen wollte, musste die dafür notwendige Brotzeit nunmehr selbst mitbringen.
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